02
Jun
Immerhin. Flüge sind gebucht, Zimmer reserviert. Aber ob Cy Twombly morgen auch - wirklich? wirklich!? - hier sein wird zur Ausstellungseröffnung und beim Abendessen ihm zu Ehren, da hat man im Mumok bis zuletzt leise Zweifel. Schließlich eilt dem scheuen Künstler der Ruf voraus, trotz Zusagen lieber doch nicht zu kommen. Oder sich unter die Vernissagegäste zu mischen und, unerkannt, wieder zu verschwinden. Und mit Wortspenden ist er noch zurückhaltender als sein deutscher Künstlerkollege Gerhard Richter. Bei Twombly ist sie - auch - eine Folge seiner Erziehung. “Als ich aufwuchs”, erinnert sich Twombly in einem seiner raren Interviews, “musste ich meinen Eltern mit ‘yes, ma’m’ und ‘yes, sir’ antworten. Es war verpönt, über sich selbst zu reden.” Also: schweigen. Continue Reading »
Veröffentlicht in Der Standard | Keine Kommentare » Veröffentlicht von: Andrea Schurian
01
Jun
Immerhin. Flüge sind gebucht, Zimmer reserviert. Aber ob Cy Twombly morgen auch - wirklich? wirklich!? - hier sein wird zur Ausstellungseröffnung und beim Abendessen ihm zu Ehren, da hat man im Mumok bis zuletzt leise Zweifel. Schließlich eilt dem scheuen Künstler der Ruf voraus, trotz Zusagen lieber doch nicht zu kommen. Oder sich unter die Vernissagegäste zu mischen und, unerkannt, wieder zu verschwinden. Und mit Wortspenden ist er noch zurückhaltender als sein deutscher Künstlerkollege Gerhard Richter. Bei Twombly ist sie - auch - eine Folge seiner Erziehung. “Als ich aufwuchs”, erinnert sich Twombly in einem seiner raren Interviews, “musste ich meinen Eltern mit ‘yes, ma’m’ und ‘yes, sir’ antworten. Es war verpönt, über sich selbst zu reden.” Also: schweigen. Continue Reading »
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25
Mai
Kopulierende Menschen, Vaginen, Penisse. Vergoldete Scheiße. Kruzifixe, Liebesgeräte, Sexmaschinen, Flugbretter, Tod, Angst, Vergänglichkeit. Das Paradies, jedenfalls jenes von Cornelius Kolig, ist voller Tabubrüche. Von seinem Schlafzimmerfenster aus hat er übrigens den besten Blick auf sein Paradies, in dem Vulgäres den Göttern gleichgestellt ist, der Saustall neben dem Pantheon liegt.
Keine Hierarchien: Das, ja genau das ist das Paradies. Dreißig Jahre, seit 1979, hat er in Vorderberg, seinem Kärntner Geburtsort an der österreichisch-italienischen Grenze, daran gebaut; auf 6000 Quadratmetern gruppierte er Sixtina, Kuhstall, Wandlungstisch, Rauschgarten, linke und rechte Niere um schöne, duft- und schlingpflanzenbewachsene Innenhöfe und einen Rauschgarten. Sein paradiesisches Gesamtkunstwerk hat die Form eines Schädels. Die ins Jenseits transformierte Glückseligkeit, ein Hirngespinst im Hier und Jetzt. Continue Reading »
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20
Mai
Und das Kuratorium der Salzburger Festspiele hat sich also doch nicht durchringen können, die Intendanten-Kandidaten einem Hearing zu unterziehen, wie dies für die Vergabe von hochdotierten Spitzenjobs eigentlich selbstverständlich sein sollte, sondern sich mit der Präsentation der Konzepte durch die Findungskommission zufrieden gegeben. Deren Vorsitzende, Opernsängerin Brigitte Fassbaender, habe an der Kuratoriumssitzung am Dienstag aus terminlichen Gründen angeblich nicht teilnehmen wollen, sei aber doch angereist, um eine ausgewogene Darstellung der Konzepte zu garantieren.
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15
Mai
Zufall? Oder Absicht? Da sickerten am Freitag drei Namen für die Intendanz der Salzburger Festspiele durch, der prominenteste allerdings fehlte: der Daniel Barenboims. Der argentinisch-israelische Dirigent, seit 1992 Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, würde das Salzburger Hoch-Amt gemeinsam mit Stéphane Lissner übernehmen. Continue Reading »
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15
Mai
Sicher, man könnte es als kleines Programmfensterchen für Hochkultur abtun: Der Staatsoperndirektor erfindet, knapp bevor er 2010 mit 75 Jahren in die Spät-Rente geht, gemeinsam mit einem Privatfernsehmacher für sich und Co ein 15-minütiges Kulturfernsehformat. Quasi ein Vorsorge-Programm in eigener Sache. Doch dass zwei ORF-Kulturprofis wie Franz Zoglauer und Erna Cuesta zu ATV wechseln - Letztere noch dazu nicht wegen drohender Frühpensionierung, sondern aus purer Frustration -, kommt einem Tabubruch gleich und wird die TV-Landschaft vermutlich à la longue maßgeblich verändern. Continue Reading »
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10
Mai
Die österreichische Fotografin Elfie Semotan pendelt zwischen New York und Wien . Ein Gespräch über Street Photographie, bei einem Spaziergang durch die Ausstellung “Big City” im Wien Museum.
Standard: Was sind Ihre Lieblingsplätze in New York?
Semotan: Ich liebe die großen Avenues, die Downtown so schäbig beginnen und zunehmend elegant werden. Oder, so wie auf diesem Foto von John Meyerowitz, die Schwaden, die aus den U-Bahnschächten aufsteigen. Das gibt es nirgends außer in New York. Ich mag Midtown, Hell’s Kitchen, da gibt es Geschäfte, wie es sie in Wien vor 50 Jahren gegeben hat, mit den immergleichen Kleiderschürzen, graubeiger Unterwäsche und Nylonblusen en masse. Ich liebe die Straßen nicht unbedingt ihrer Schönheit, sondern ihrer Eigenheit, ihres Ausblicks wegen. Es gibt Straßen, die verlaufen so gerade, dass man am Ende den Himmel sieht, die sind wahnsinnig schön. Andere verlieren sich im Chaos. Continue Reading »
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08
Mai
Auf kaum jemand anderen passt die Bezeichung Star-Fotografin so gut wie auf Elfie Semotan: Expertin für Eleganz und Schönheit –mit subversiver Lust am Makel.
Ihre Fotoinszenierungen sind Alltagskultur, ihre Werbeplakate Kunst im öffentlichen Raum. Seit 1998 pendelt Elfie Semotan zwischen Wien und New York, eine der wenigen österreichischen Fotografinnen, die es im Big Apple geschafft hat.Ein Spaziergang durchdoe Ausstellung „Big City - Street Photography“ im Wien Museum.
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07
Mai
Kunstmesse als eine Art Entertainment: Noch im Vorjahr herrschte vergnügte Goldgräberstimmung. Die Geschäfte mit der Kunst florierten, die Preise explodierten, Sammler und Kuratoren befanden sich auf einer schier nie enden wollenden Kunstmessen-Welttournee mit Zwischenlandung in Wien. “Die Künstler sind zu Unterhaltern der Reichen geworden”, hatte Edek Bartz, der künstlerische Leiter der Wiener Kunstmesse Viennafair, damals den internationalen Kunstkauf- rausch kommentiert. Nun herrscht leichte Katerstimmung. Die Feierlaune hat sich, vorsichtig ausgedrückt, ein wenig gelegt. “Auf die frieze in London kamen früher die Jungs von der Wallstreet zum Kunstshoppen. Aber die sind jetzt ohne Jobs und fallen aus. Das merkt man natürlich. “Aber”, sagt Edek Bartz zuversichtlich, “wir waren nie so hip. Dafür können wir jetzt auch nicht so tief fallen.” Continue Reading »
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26
Apr
Licht- und Farbräume zwischen abstrakt und gegenständlich. Herbert Brandl zählt zu den wichtigstenösterreichischen Künstlern: ein Wald- und Wiesenmaler im besten Sinn der Kunst. In den Hamburger Deichtorhallen ist nun eine Ausstellung mit Riesenformaten zu sehen.
A.Sch: Wollten Sie eigentlich immer Künstler werden?
Brandl: Nein. Urwaldforscher. Aber ich habe relativ früh Aufträge aus dem Dorf bekommen: Blumen, nackte Frauen, Wochenendhäuser und Rehe. Kunst hat mich brennend interessiert, und ich habe mich früh entschlossen, dass ich sonst nichts anderes machen würde - auch wenn es erfolglos sein sollte. Continue Reading »
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