02
Apr
„Eigentlich”, sagt Edek Bartz, „ist das ja gar nicht so mein Ding. Weil mich der Verkaufsaspekt nicht so interessiert.” Nun ist die „ViennAfair” aber doch sein Ding geworden, und zwar ein ziemlich erfolgreiches. Weshalb der Vielbegabte - Musiker, Lektor an der Wiener Kunst-Uni, Organisator von Musikfestivals und Kurator von Ausstellungen - nach seinem fulminanten Debüt vor zwei Jahren heuer bereits zum dritten Mal als Exhibition Director hauptverantwortlich für Programm, Rahmenprogramm und Ausrichtung der Messe ist. Sicher, es steht ihm ein hochkarätiger internationaler Fachbeirat zur Seite, der streng darauf achtet, dass auf dem Umschlagplatz „ViennAfair” nur gute Ware gedealt wird. Schließlich will man sich vor der internationalen Konkurrenz nicht genieren müssen und sich im Messe-Ranking nicht um die letzten Plätze rangeln. Continue Reading »
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01
Apr
Gibt gar keine andere Möglichkeit, sagt Katharina Razumovsky: „Wenn du in einen Dialog eintreten willst mit der Welt, musst du Kunst machen.” Die Dialoge, die sie führt, sind allerdings nicht als belanglose Teeplaudereien angelegt, sondern als ganz schöne Tabubrüche Ihre Wohnung, Altbau, dritter Bezirk, ist kein durchgestyltes Home, obwohl, einen Dandy gibt es da schon, 13 Jahre alt, ein schwarzer Labrador, der sich wie ein lebender Teppich vor dem Fauteuil hinlegt. Aber sonst nichts als Kunst in allen Winkeln und Ecken, selbst die Pölster auf dem Sofa sind Kunstwerke; und die in Gießharz gegossenen Babyfotos, wie Käferchen krabbbeln die fein säuberlich entlang der Umrisse ausgeschnittenen Babies über die Wand. Continue Reading »
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26
Mrz
Soll ich Ihnen was sagen? Sie haben echt Glück, wenn Sie Ihr Kind heuer nicht an einem Wiener Gymnasium anmelden müssen. Okay, war schon im vorigen Jahr nicht das große Los. Da mussten Hunderte Wiener Volksschulkinder mit lauter „Sehr gut” im Zeugnis von der AHS ihrer Wahl mangels Platz abgewiesen werden. Irgendwo, so wurden Eltern und Kinder vertröstet, würden sie schon unterkommen. Wiens Stadtschulratspräsidentin hängte den Schulleitungen vorsichtshalber einen Maulkorb um und das tut sie auch heuer. Continue Reading »
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07
Mrz
Also, da wäre einmal die Kostenexplosion. Ein paar Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot, Butter, Obst im Einkaufswagerl und 20 Euro sind hurtig dahin. Trotzdem landen originalverpackte Lebensmittel auf dem Müll und zwar 40 kg/Jahr und Einwohner. Nun überlegen sich einige Schlauköpfe, dass es doch sinnig wäre, die Nahrungsmittelpreise anzuheben. Weil warum? Damit die Ärmeren gar nicht erst in den Supermarkt müssen, sondern gleich auf der Müllhalde herausklauben können, was die Wohlhabenden direttissimo in den Abfall befördern? Continue Reading »
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22
Feb
Kennen Sie vermutlich: da fällt einem immer wieder ein und auf, dass man einige Menschen leider fast schon aus den Augen verloren hat, also wenigstens anrufen…Und dann klingelt eines Samstag abends Ende Jänner das Handy,auf dem Display leuchtet der Name, von dem man sich gedacht hat, wie’s denn so geht. Daher: Freude! „Der Broukal hier”, sagt der Broukal. Und er sagt, dass er ziemlich sauer ist: wegen meiner Kolumne in der Kleinen, in der ich geschrieben hatte, Österreichs Elite sei emanzipationsmäßig im Mittelalter beheimatet; und man müsse nicht allzuviel Phantasie aufbringen, um vorherzusehen, dass bei der Besetzung der Uni-Räte garantiert das Oldboys-Netzwerk in Kraft trete. Continue Reading »
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10
Feb
Abendfüllend? Ja, kann schon sein, dass Andrea Clausen an einem Abend die Helen in Simon Stephens’ „Motortown” am Wiener Akademietheater spielt , am nächsten Abend im Burgtheater in Shakespeares „Sommernachtstraum” als Hippolyta und Elfenkönigin Titania über die Bühne fegt und ein paar Abende später - im gleichen Haus und wieder Shakespeare - als König Lears blutrünstige Tochter Goneril brilliert. Tosender Applaus, Verbeugung, erschöpftes Glück. Und dann eilt sie hurtig nach Hause, schleicht ins Kinderzimmer und schaut ihren fünfjährigen Zwillingen Jelena und Marie beim Schlafen zu.
Nein, man kann nicht behaupten, das Leben von Andrea Clausen sei eintönig. Und dann noch diese disparaten und desparaten Figuren, die sie derzeit verkörpert, wie aus dem Nichts gespült und auch so gespielt die eine, betört und betörend liebestoll die andere, machtgierig und sehnsuchtsvoll die dritte: ein beeindruckender Querschnitt durch den über die Jahre erarbeiteten, riesigen Rollenfundus der Künstlerin; die Grafin Orsina aus „Emilia Galotti” zählt zu ihren Lieblingsrollen, ebenso wie die der Inès in „Drei Mal Leben” von Yasmina Reza. Und immer sind es die Grenzgänger, die Gratwanderer, die scheinbaren Verlierer, denen ihr Interesse gilt, es gibt keine spannende Figur ohne Konflikt: im Theater wie im Leben. Continue Reading »
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25
Jan
Verblüfft haben wir in den letzten Tagen Mega-Managergehälter, nein: nicht bekommen. Wenige sackeln also jährlich ein, was viele lebenslang nicht erarbeiten können - falls sie überhaupt arbeiten dürfen und nicht der Kopfgeldprämie einer besonders gewinnorientierten Entlassungs- und Einsparungspolitik zum Opfer fallen.
So gesehen eh auch wieder schön, wenn MitarbeiterInnen zum wirtschaftlichen Erfolgskurs eines Unternehmens beitragen können - und sei es dadurch, dass sie schlankgespart und entlassen werden. Es heißt übrigens: die Sparmaßnahme. Und: der Wirtschaftskapitän. Das ist nicht nur grammatikalisch richtig: Continue Reading »
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01
Jan
Wer sich für seine Reise mit einer Überdosis Südsee-Klischees gedoped hat, wird von Niue herb enttäuscht. Denn das 258 Quadratkilometer kleine Inselchen offeriert statt abgestandener Klischees Abenteuer der Natur und Kultur. Continue Reading »
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01
Jan
“Ahh! Wart ab. Du wirst staunen!” Faamas kohlrabenschwarze Augen blitzten vergnügt, als er mich zu einer Riffwanderung einlädt; dass er dabei grinst wie über einen schlüpfrigen Witz, hätte mich natürlich misstrauisch machen können. Hat es aber nicht. Schließlich vertraut man netten Tourismusmanagern auf entlegenen Inselchen. (Und Niue ist wahrlich entlegen, ein klitzekleiner Punkt nur im südlichen Pazifik).
Es ist Ebbe, als wir um fünf Uhr abends aufbrechen, Continue Reading »
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25
Dez
Also zum Beispiel diese Sache mit der äußerst raren Spezies Mäzen. Sie wissen schon: das sind Menschen, die viel Geld locker machen, damit Theater renoviert, Bilder aufgehängt, Vorhänge hochgehen und Salzburger Festspiele stattfinden können. Nahezu jede Kulturinstitution pflegt eigene Freundeskreise, um diese Wunderwesen zu umschmeicheln und ihren Geldfluss in die richtigen Kanäle zu leiten. Ja, und plötzlich hat Wien ganz offenbar zu viele Mäzene, die viel Geld an genau der gleichen Stelle loswerden wollen, nämlich im Augarten. Diese grüne Lunge zwischen 2. und 20. Bezirk ist ein Barockjuwel, allerdings mit grindigen Flecken. Continue Reading »
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