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Andrea Schurian

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11
Apr

Staatsoper: Schick statt dick

Was meinen Sie: Ist der amtierende Wiener Staatsoperndirektor eigentlich sexy? Und ist er das auch noch am Ende seiner Amtszeit? Macht macht sexy. Aber dann kommt der Pensionsschock.

Nun hat also Staatsoperndirektor Joan Holender vor ein paar Wochen bekannt gegeben, dass er seinen 2010 auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern wird. Mit 75 wird er dann aber eh nicht in die Frührente gehen, weil er - qui und qua - quasi als fliegender Holender beraterisch und intendantisch tätig sein wird.

Es ist zwar schon ein Weilchen her, aber es empört mich immer noch, was uns der Staatsoperndirektor bei Claudia Stöckls Ö3-Frühstück verraten hat: „Wenn eine zunimmt, dann sage ich ihr schon: ‘Na, da hat es scheinbar wieder so richtig geschmeckt?’ Sie schaden damit ihrer Karriere und unserem Haus! Ich hasse dicke Sängerinnen.” Radikal ehrlich. Ehrlich radikal. Egal, welches Goldkehlchen vorstellig wird: zuerst auf die Waage, Stimmprobe erst nach Mess- und Maßgabe. Immerhin darf Montserrat Caballé derzeit in der Regimentstochter ihre großartige Stimme erheben, obwohl sie nicht wirklich eine Gertentaille hat.

Tja, verehrte Dam- und Herrschaften, Schick statt dick: leider hat Herr Holender in dem Interview nicht mitvermeldet, ob diese figürlichen Ansprüche auch für dicke Männer mit großer Stimme gelten. Und wie schaut es diesbezüglich für uns, das Publikum, aus? Kein Eintritt für mollige Menschen, zwecks Image-Schaden für die Oper?

Hallo ORF-Leute! Hochkultur-TV-Stammgast Holender könnte sich nicht nur zu Oper, SängerInnen, Kunst, Kultur, Kunstministerin, Koalitionsverhandlungen, Bundesregierung, Kanzler, Parteienbefindlichkeit, Budget - und wozu er sonst noch im Zweiwochen-Takt befragt wird - äußern, sondern auch noch zu Magersucht, Bullimie, Fettsucht, Essstörungen, Vorurteilen, Schönheit, Hass, Eleganz, Manieren. Operndirektoren müssen übrigens nicht zwangsläufig höflich, freundlich und emotional intelligent sein. Tatsache.

Beweise? Siehe oben. und wie folgt. Der Chef der Züricher Oper, Alexander Pereira, konstatierte in einem Presse-Interview, es gäbe im Moment keine Frau, die „das Standing für die Staatsoper hat. All jene, die da jetzt genannt werden, wären nach vier Wochen aufgerieben.” Warum? Und warum die Männer eigentlich nicht? Und wer reibt warum wen andern auf? Und warum wird Herr Pereira gefragt, ob ihn die Staatsoper interessieren würde? Er hätte bei Amtsantritt die 60 auch schon weit hinter sich gelassen. Gusenbauers Favorit Neil Shicoff ist wenigstens um einiges jünger. Aber da ja für die Staatsoperndirektion eh ein Tandem angedacht ist: schön wär’s, suchte die neue Ministerin nicht nur unter Herren, resp. älteren, nach einer geeigneten Nachfolge. Ob dick oder dünn: Frau wäre schön!



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