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06
Mrz

Barbie: Die Madonna der Kinderzimmer

Wespentaillenschlank, langmähnig, vollbusig, faltenfrei. Und fünfzig. Klingt nach, sagen wir, Madonna. Ist aber ein anderes weltberühmtes An- und Ausziehpüppchen. Barbie Millicent Roberts erblickte ausgerechnet einen Tag nach dem Frauentag, am 9. März 1959, in New York das Licht der Spielzeugwelt.

Ihre Vorfahrin war die deutsche Fräuleinwunderpuppe Lilli; von Ruth Handler, Gründerin der Spielzeugfirma Mattel, wurde sie mit Insignien der amerikanischen Konsumkultur ausgestattet, nach ihrer Tochter Barbara umbenannt und in alle Welt exportiert. Barbie was born. Und mit ihr ein Frauenbild, das laut ärztlicher Diagnose - Fehlbildungen der Gelenke, Atemnot durch zu eng geschnürte Taille, Unfruchtbarkeit wegen zu wenig Fettgewebe - krank ist. Und mitunter krank macht. Psychologen warnen vor Essstörungen und Magersucht durch die Barbieisierung der Kinderzimmer. In jedem Haushalt leben durchschnittlich sieben Barbies, macht weit mehr als eine Milliarde weltweit.

Schon von Kindesbeinen an werden Barbiepuppenmuttis übrigens zu aufrichtigen Fashionistas trainiert. Denn Barbie wurden, oft von Stardesignern, mehr als 100 Millionen Stoffmeter - das sind 100.000 Kilometer, und die wiederum entsprechen mehr als dem doppelten Erdumfang - auf den Leib geschneidert. Und mit einer Milliarde Paar Schuhen marginalisiert das Versace-Escada-Gucci-Trutschi sogar die berüchtigte Schuhsammlung der philippinischen Ex-Diktatorsgattin Imelda Marcos. Dennoch: Dass ihr Name gern als Synonym für blondes Schöndumm aus der Hotelerbinnenbranche herhalten muss, ist vielleicht doch ein bisschen ungerecht. Weil ja der in Plastik gegossene Fiebertraum aller feministisch denkenden Menschen eigentlich ein Working Girl ist. Mehr als hundert Jobs hatte Barbie schon, Ärztin, Krankenschwester, Astronautin, Präsidentschaftskandidatin. Derzeit ist sie gerade Angela Merkel von Beruf.

Auch in Sachen Beziehungen ist Barbie, die es politisch korrekt in verschiedenen Ethnien gibt, durchaus emanzipiert. Langzeitfreund Ken, sowieso eine eher blasse Randfigur im Barbiekosmos, ließ sie vorübergehend für den neuen Lover Blaine stehen.

Wer seinen Nachwuchs barbiefrei halten möchte, sollte bedenken: Wertlos sind die Modepupperln nicht. Die allererste Edition kostete 1959 ca. zwei Euro, heute ab 21.000 Euro aufwärts.

Übrigens: Barbie-Hasser zelebrieren am 27. Juli den Barbie-im-Mixer-Tag.

Kopf des Tages, DerStandard am 6. März 2009



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